Im Helikopter durch die Krise: Unternehmenskultur reflektieren

Was Unternehmen in Krisen über ihre Organisationskultur lernen können. Und was das für ihren Kulturwandel bedeutet.

Wie Unternehmen auf Krisen reagieren, ist unterschiedlich. Das zeigt sich auch in der aktuellen Corona-Krise. Die einen warten verunsichert ab. Die anderen versuchen, die Auswirkungen der Krise mit schnellen Sofortmaßnahmen einzudämmen. Wieder andere finden kreative und überraschende Lösungen für ihre Herausforderungen.

Diese Unterschiede liegen unter anderem in der Unternehmenskultur begründet. In Krisen muss schnell reagiert werden. Und schnell heißt nach bekannten, etablierten Mustern, auch Unternehmenskultur genannt. Für Unternehmen, die sich in einem Kulturwandel befinden, kann die Krise wertvolle Erkenntnisse liefern. An ihr wird deutlich, inwieweit sich neue kulturelle Muster bereits etablieren konnten. Oder ob die Organisation noch alten Mustern verhaftet ist.

Unternehmenskultur entscheidet

Stellen wir uns ein Unternehmen vor, das sich in einer agilen Transformation befindet. Bisher wurden Entscheidungen zentral und hierarchisch getroffen. Sie waren von langfristiger Planung geprägt und haben sich an Marktanalysen von Experten orientiert. Nun soll in kurzen Planungszyklen dezentral, co-creativ und nah am Kunden entschieden werden.

Welches Entscheidungsmuster greift in diesem Unternehmen in der Krise? Arbeiten agile Teams dezentral an Lösungen für wegbrechende Kundenaufträge? Sind die Teams selbst dafür verantwortlich, ihre Zusammenarbeit an die Bedingungen der Krise anzupassen? Oder greift die Unternehmensspitze von oben durch und verordnet genaue Verhaltensanweisungen, die sie durch Kontrollen überprüft?

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es zahlreiche Grautöne. Nicht immer sind sie als kulturelles Muster erkennbar. Aus der Helikopterperspektive werden sie dennoch sichtbar.

Kulturmuster erkennen

Indem Organisationsmitglieder während der Krise immer wieder die Metaperspektive einnehmen, können sie beeinflussen, welches kulturelle Muster sich durchsetzt. So lässt sich ein langfristiger Rückfall in alte Kulturmuster vermeiden.

Wenn Ihnen ein altes Muster auffällt, auch bei sich selbst, können Sie eine ad-hoc Reflexion anstoßen. Fragen Sie sich und die anderen Beteiligten:

  • “Moment mal, wollen wir wirklich so agieren?”
  • “Wie passt das zu unserer Transformation?”
  • “Gibt es nicht auch eine Lösung, die mit unserem Transformationsziel kompatibel ist?”
  • “Was bedeutet das für unseren Kulturwandel, wenn wir in der Krise nach alten Mustern agieren?”

Das dient nicht etwa dazu, den Rückfall in alte Muster anzuprangern. Es ist unglaublich schwer, sich den vorherrschenden Kulturmustern zu entziehen. Eine Reflexion hilft dabei, sich dieser Muster bewusst zu werden. Denn nur was uns bewusst ist, können wir verändern.

Nach der Krise wird die Versuchung groß sein, zur alten Tagesordnung überzugehen. Wir alle werden froh sein, dass der Ausnahmezustand vorbei ist. Wir werden schnell zu vertrauter Normalität zurückkehren wollen. Eine Vertrautheit, wie sie auch die Muster unserer Unternehmenskultur bietet. Das ist gerade ein Grund, diesen Übergang nicht unreflektiert geschehen zu lassen:

  • “Wie sind wir mit der Krise umgegangen?”
  • “Nach welchen Mustern haben wir entschieden?”
  • “Was haben wir dafür getan, dass das passiert?”

HR und die Reflexion von Unternehmenskultur

In vielen Unternehmen ist HR die Funktion, die sich mit dem Thema Kulturwandel besonders intensiv beschäftigt. Dieser Text ist daher auch eine Antwort auf die Frage, wie HR in der Corona-Krise das Unternehmen unterstützen kann. Und damit ein Beitrag zu Stefan Schellers Blogparade #HRvsCoronaKrise. Wenn HR jetzt gemeinsam mit anderen Organisationsmitgliedern in den Helikopter steigt und das Unternehmen weiterhin bei seiner Transformation unterstützt, reicht sein Beitrag weit über die Krisenzeit hinaus.

Welche kulturellen Muster werden in Ihrem Unternehmen gerade deutlich? Welche davon wollen Sie feiern? Und welche lieber zusammen mit dem Virus loswerden? Ich freue mich über Ihre Beobachtungen in den Kommentaren zu diesem Beitrag.

Beitragsbild: Patrick Tomasso, Unsplash

2 thoughts on “Im Helikopter durch die Krise: Unternehmenskultur reflektieren

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